„Ich hab das mein ganzes Leben schon so gesagt. Warum sollte ich das jetzt ändern? Ich meine das doch nicht böse!“ – eine oft gehörte Reaktion von Menschen, die unabsichtlich oder absichtlich etwas sagen, das rassistisch ist und auf darauf hingewiesen werden. Dabei ist es für Menschen, die von Rassismus betroffen sind, total gut, dass es Begriffe wie „People of Color“ gibt, erklärt Sarah Vecera, die diesmal im KirchGeflüster zu Gast ist: „Für mich war es ein richtiger Befreiungsmoment, als es endlich diese Begrifflichkeiten gab, weil es Selbstbezeichnungen sind und weil sie keine rassistische Geschichte in sich tragen“.
Sarah ist Theologin, Aktivistin, selbst deutsche Person of Color und Bildungsreferentin bei der Vereinten Evangelischen Mission mit dem Schwerpunkt Rassismus in der Kirche. Dieses Jahr hat sie außerdem ihr erstes Buch herausgegeben: „Wie ist Jesus weiß geworden? Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus“.
Im KirchGeflüster sprechen Jenni und Sarah darüber, warum Rassismus nicht nur ein Thema ist sondern ein System, das mit dir und mir etwas zu tun hat. Es geht um individuellen Rassismus aber auch um strukturellen und institutionellen Rassismus – in der Gesellschaft insgesamt, aber auch in der Kirche.
Ja, auch weiße Menschen empfinden Verletzungen, wenn sie zum Beispiel in Ländern unterwegs sind, in denen weiße Menschen eine Ausnahme sind und ausgegrenzt werden. Sarah findet es sehr wichtig diesen Schmerz auch ernst zu nehmen. Aber Rassismus im eigentlichen Sinn geht immer von weißen Menschen aus, erklärt sie: „Das ist der Kern von Rassismus, das weiße europäische Menschen Macht legitimieren wollten“. Mit seinem Ursprung in der Zeit der Aufklärung und Entwicklung bis heute mit seiner Institutionalisierung stecke der Rassismus tief in den Köpfen, Herzen und auch im Glauben.
Mit bemerkenswert sanftmütigen Art erklärt Sarah in dieser Podcast-Folge ganz in Ruhe die geschichtlichen Zusammenhänge, die Situationen und Empfindungen und wie man es schaffen kann, über das oft emotional aufgeladene Thema gute Gespräche zu führen. Welche inkludierenden Worte und Bezeichnungen man gerne verwenden kann und welche sind diskriminierend und verletzend. Wie sehr es sich lohnt, neue, zunächst ungewohnte, Worte zu verwenden. Warum und wie man Rassismus mit Kindern besprechen sollte.
Und jetzt, wo Weihnachten vor der Tür steht, spricht Jenni mit Sarah selbstverständlich auch über das, was auf ihrem Buchtitel und im Titel unserer Themenwoche steht: Wie ist Jesus weiß geworden? Dazu gibt es nämlich auch eine Menge zu sagen.
Außerdem: Was braucht es in der Kirche, um strukturellen Rassismus ins Bewusstsein zu bringen und zu beseitigen? Sarah hat dazu einen sehr klaren Standpunkt: „Auf Kirchenleitungsebene muss das Bewusstsein geschärft werden und gesagt werden: Antirassismusarbeit kostet Geld, da müsst ihr reininvestieren, wenn ihr weiter existieren wollt und weiter eine Relevanz haben wollt in einer pluralen Gesellschaft“.
Und was ist wohl Sarahs Geheimnis, das sie im KirchGeflüster zum ersten mal erzählt?